Bedeutet “regional” in der Landwirtschaft gleich nachhaltig? Eine Frage, der wir dringend nachgehen wollen. Denn Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft ist das A und O. Genau diese landwirtschaftliche Nachhaltigkeit muss von vorne bis hinten stimmen und konsequent durchgezogen werden.
Allerdings läuft speziell in der konventionellen Landwirtschaft nicht immer alles ganz rund. Soziale Ungerechtigkeiten und Artenverlust stehen oftmals der Tagesordnung. Doch das muss nicht sein!
Obst und Gemüse aus Österreich’s Landwirtschaft – wer erntet das eigentlich und um welchen Preis?
Wenn wir an Nachhaltigkeit denken, kommt uns wahrscheinlich auf Anhieb die ökologische Nachhaltigkeit in den Sinn. Begriffe wie Umweltbewusstsein und Ressourcenschonung fällt einem spontan ein. Doch es gibt noch zwei weitere Aspekte, die zur Nachhaltigkeit dazu gehören: die soziale und die ökonomische Nachhaltigkeit. Sie haben viel mehr Aufmerksamkeit verdient, als sie bekommen.
In der Landwirtschaft gibt es besonders auf dem Gebiet der Erntehelfer*innen soziale Ungerechtigkeiten. Rund 14 000 – 15 000 Erntehelfer*innen sind jährlich in Österreich beschäftigt und der Großteil von ihnen hat mit Sozialdumping und Lohndumping zu kämpfen. Unbezahlte Überstunden, überteuerte Unterkünfte, manipulierte Arbeitsaufzeichnungen und mangelnde Kontrollen dieser Missstände gehören zur Branche dazu. Oft gibt es Sprachbarrieren zwischen Anstellenden und Angestellten. Arbeiter*innen wissen häufig kaum über ihre Rechte Bescheid. Da zeigt sich, dass Regionalität allein keine fairen Arbeitsbedingungen garantiert.
Von Arbeitgeber*innen wird dieses Verhalten damit gerechtfertigt, dass der Bedarf an regionalen Produkten so groß ist, und in der relativ kurzen Saison möglichst viel produziert werden muss. Unter dem Druck, der vom Handel ausgeht, wären faire Arbeitsbedingungen nicht mit dem Überleben des Betriebs zu vereinbaren.
Wir finden, dass das keine Ausrede sein darf, denn in Österreich ist Gleichstellung gesetzlich verankert.
Für Erntehelfer*innen ist der kollektivvertragliche Lohn mit 6,00-7,50€/h nicht besonders hoch und trotzdem wird oft noch weniger bezahlt. Häufig ist das auf versteckten Rassismus zurückzuführen. Die Sezonieri-Kampagne legt es darauf an, das zu ändern. Sie wehrt sich gegen diese Ungerechtigkeiten und setzt sich für die Rechte von Erntearbeiter*innen ein.
Auch du kannst mit deinen Konsumentscheidungen faire Arbeitsbedingungen unterstützen. Die Soziale Landwirtschaft Gänserndorf WUK bio.pflanzen beschäftigt Langzeitarbeitslose und hilft ihnen beim Wiedereinstieg ins Berufsleben. Außerdem wird großer Wert auf faire Entlohnung und gezielt Weiterbildung gelegt.
Du zahlst nicht den “wahren” Preis
Lebensmittel, die zu Niedrigstpreisen angeboten werden, können unmöglich die tatsächlichen Kosten der Produktion decken. Denn es entstehen nicht nur Kosten beim Produzieren, sondern auch Folgekosten wie Umweltschäden und soziale Schäden. Diese Kosten werden nicht von den Konsumierenden, sondern von der Gesamtgesellschaft getragen. Eine Studie an der Universität Augsburg zeigt, dass manche Produkte fast dreimal so teuer sein müssten, würden alle Produktions- und Folgekosten berücksichtigt werden. Bei konventioneller Produktion ist der Unterschied zwischen den „wahren Kosten“ und den aktuellen Preisen noch um einiges größer als bei der Bio -Produktion. Es ist sehr schwierig oder sogar unmöglich, alle eventuellen zukünftigen Kosten komplett in den Preis einzubinden. Doch das Bewusstsein für diese Abweichung soll dich ermutigen auch auf soziale Hintergründe der Lebensmittelproduktion zu achten.
Landwirtschaft bietet so viel und doch so wenig
Hast du gewusst, dass es in Österreich vor 120 Jahren rund 5000 Apfelsorten gab.
Davon gibt es heute noch ca. 500. So geht es dem meisten Obst- und Gemüsesorten. Heute liefern die drei Kulturpflanzen Reis, Mais und Weizen die Hälfte der pflanzlichen Kalorien in unserer globalen Ernährungswelt.
Die massenhafte Produktion von Nahrungsmitteln lässt die Vielfalt stark zurückgehen, denn am billigsten ist es, möglichst viel vom Gleichen zu produzieren. Außerdem haben sich in den letzten hundert Jahren überwiegend Sorten durchgesetzt, die möglichst robust sind und sich gut und lange lagern lassen. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass Lebensmittel, die im Supermarkt landen oft sehr weite Reisen hinter sich haben. Im Süden Spaniens wird auf 31 000 Hektar Fläche das ganze Jahr über Gemüse in Plastiktunneln angebaut, damit bei uns immer frische Tomaten und Gurken im Supermarkt liegen. Ein solches Herumkutschieren hält nicht jedes Gemüse gut aus.
Was dieser Verlust an Artenvielfalt für Auswirkungen hat, ist nicht gleich auf den ersten Blick ersichtlich. Die Folgen sind aber weitreichend: Insekten und andere Tiere verlieren ihren Lebensraum und verschwinden damit. Böden trocknen durch Nährstoffverlust aus und greifen gleichzeitig durch Nitratdünger stark in das Ökosystem und die Gewässerhauhalt ein. Mit dem Verlust der Artenvielfalt werden die wenigen bestehenden Arten mit der Zeit wieder anfälliger für Krankheiten. Da sieht man, dass es mit Eintönigkeit nur bergab geht!
In Sachen Biodiversität sind besonders kleinbäuerliche Betriebe vorne mit dabei. Sie sind es oft, die die Wichtigkeit des Artenreichtums erkannt haben und fördern. Auch bei WUK bio.pflanzen wird Vielfalt gefeiert – du findest die Gemüseraritäten bei uns in unserer Obst & Gemüse – Kategorie auf markta.at.
Eines ist also klar: Vielfalt ist wichtig – in allen Lebensbereichen!
PS: Falls dich das Thema Landwirtschaft besonders interessiert, dann ist unser Blogbeitrag zu Landwirtschaft und Klimawandel sicher etwas für dich!
Quellen:
- Der Standard, 2020. https://www.derstandard.at/story/2000120057690/schwere-kost-hat-die-ausbeutung-von-erntehelfern-in-oesterreich-system
- SNAT, 2020. https://www.prospecierara.ch/erleben/news/news-detail/news/studie-zur-schwindenden-agrobiodiversitaet.html
- Universität Augsburg, 2020. https://www.uni-augsburg.de/de/campusleben/neuigkeiten/2020/09/04/2735/
- RND, 2020. Gewächshäuser in Spanien: Zu Besuch im Plastikmeer von Almería (rnd.de)
Wieder was dazu gelernt! Ein selten guter Text den du geschrieben hast.
Es ist schwierig darüber im www was zu recherchieren.