Theresa Imre, CEO von markta.at und studierte Betriebs- und Sozio-Ökologische Volkswirtin: Sie ist eine der Forbes 30 unter 30-Ausgezeichneten, trägt viele weitere honorige Preise und ist nun sogar Österreicherin des Jahres – und alles begann mit einem Foodblog.
Gemeinsam mit einer Freundin gründete die Weststeirerin Theresa Imre im Jahr 2015 „Eingebrockt & Ausgelöffelt“, wo regionale und saisonale Lebensmittel und Rezepte vorgestellt wurden. Nicht nur das Thema Lebensmittel und Nachhaltigkeit selbst faszinierten Imre, sondern auch die Entwicklung der Wirtschaft und insbesondere der Landwirtschaft waren und sind für sie ein großer Motivator.
Für die Rezepte auf dem Blog verwendete Imre nicht nur regionale Lebensmittel von landwirtschaftlichen Kleinbetrieben, sie stellte auch die „zugehörigen“ Bauern und Bäuerinnen vor – mit so einer Resonanz, dass „Eingebrockt & Ausgelöffelt“ 2015 und 2017 den AMA Foodblog Award gewann.
Durch die Arbeit am Blog vergrößerte Imre ihr bäuerliches Netzwerk und stellte bald fest: Das vielzitierte Bauernsterben ist harte Realität. Immer mehr Landwirt:innen arbeiten unter prekären Verhältnissen, da veränderte Lebens- und Ernährungsgewohnheiten der Menschen es immer schwerer machen, ihre Produkte abzusetzen. Auch der Lebensmitteleinzelhandel als Flaschenhals und die Konkurrenz durch Massenproduktion der globalen Konzerne erschweren die Bedingungen der Bäuer:innen. „Die Nachfrage nach regionalen Produkten ist ja vorhanden, und auch der Wunsch nach höherer Qualität bei den Lebensmitteln – aber die direkte Verbindung zwischen Landwirt:innen und Konsument:innen fehlte“, erzählt Imre.
Daraus entstand bald der Gedanke: Es braucht einen neuen, innovativen Direktvertrieb für bäuerliche Kleinbetriebe, und zwar dort, wo immer mehr Menschen einkaufen – im Internet. Gesagt und 2018 getan: markta.at, der digitale Bauernmarkt, war geboren.
Zu Beginn noch eine reine Web-Plattform, auf der sich Landwirt:innen und ihre Kund:innen direkt finden konnten, entwickelte sich markta 2019 zur heutigen Form: Bis zu 200 LandwirtInnen beliefern täglich das große Lager von markta, das die Basis für den Webshop mit 1.000 Produkten ist – frisch, regional und fair. Die Landwirt:innen werden fair bezahlt, Verpackung und Versand finden so ökologisch wie möglich statt. Dass aus der kleinen Blogidee ein so großes Unternehmen mit fundierten Logistikkenntnissen werden würde, hat auch Imre sich nicht erwartet – aber: „Ich bin gerne mutig. Ich habe Eier. Und die sind gesamtheitlich regional“, grinst sie frech.
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Die Pandemie löste eine riesige Solidaritätswelle aus – und genau auf diesem Solidaritätsgedanken basiert das Konzept von Imre. Die Wahlwienerin will Bewusstsein für die heimische kleinteilige Landwirtschaft schaffen: “Meine Vision mit markta ist es, globale Strukturen beim Lebensmittelkonsum zu vermeiden, Bewusstsein für regionale Produzent:innen und Produkte zu schaffen und damit Treibhausgase sowie CO2-Emissionen einzusparen. Nachhaltiger Konsum lässt sich bei Lebensmitteln einfach und bodenständig vermitteln, wenn ein hoher direkter und persönlicher Bezug zu den Produkten gegeben ist.“
Neben dem Ehrgeiz, markta wirtschaftlich weiterzuentwickeln, möchte Imre Landwirt:innen und Konsument:innen wieder näher aneinander bringen und so für mehr gegenseitiges Verständnis sorgen:
2021 rief mich einer unserer Salatlieferanten an und meinte, er könne nicht liefern, da Rehe sich über Nacht über das Feld hergemacht hatten. Das war eine wunderbare Gelegenheit, unseren Kund:innen zu zeigen, von wie vielen Faktoren die heimische Landwirtschaft abhängig ist – und niemand war böse, dass es an dem Tag keinen Salat gab.“
Was sich Imre von der Zukunft erhofft? Die Volkswirtin ist motiviert von einem System- und Wertewandel: „Es braucht wieder mehr Wissen, wie unsere Lebensmittel entstehen – und wo echte Qualität liegt. Preislich müssen solche Waren gar nicht zwingend über industrieller Massenware liegen – bei markta bezahlen wir seit Anbeginn unsere Landwirt:innen fair und haben die Preise bisher nie gesteigert. Durch die Inflation zeigt sich jetzt, dass wir preislich teilweise sogar unter anonymer Massenproduktion aus dem Supermarkt liegen.“ Ein solcher Systemwandel ist möglich – und Theresa Imre ist eine der Vordenkerinnen.
“Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann – tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde.“
-Margaret Mead