Dienststellenleiterin Katrin Völk im Interview
Die Österreichischen Bundesgärten sind nicht nur Naherholungsgebiet für Wiener:innen und Innsbrucker:innen mitten in der Stadt. In der Einrichtung bündeln sich drei spannende Teilbereiche: Ausbildung, Forschung und Denkmalpflege. Außerdem sind die Österreichischen Bundesgärten und die HBLFA für Gartenbau unser Kooperationspartner für den “Bauernmarkt unter Palmen”, der vom 16.-19 Juni bereits in die zweite Runde geht.
Wir haben Dienststellenleiterin Katrin Völk der HBLFA für Gartenbau und Österreichische Bundesgärten zum Interview getroffen und mit ihr darüber gesprochen, warum markta und die Bundesgärten so gut zusammenpassen. Dabei sind wir darauf gekommen, dass sowohl markta als auch die Österreichischen Bundesgärten die Bevölkerung versorgen: die Bundesgärten mit Grünoasen und Begnungszonen und markta mit regionalen Lebensmitteln. Wir sprechen mit Katrin Völk außerdem über den Bildungsauftrag und die historische Bedeutung der Bundesgärten, sowie deren Einsatz für Saisonalität und Sortenvielfalt. Aber mehr dazu gibt’s im Interview.
Hallo Katrin, magst du dich vielleicht kurz vorstellen?
Katrin Völk: Mein Name ist Katrin Völk und ich bin Dienststellenleiterin der HBLFA für Gartenbau und Österreichische Bundesgärten. Unsere Dienststelle ist dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus direkt zugeordnet. An der Dienststelle selbst fokussieren wir uns auf 3 Schwerpunkte: Ausbildung, Forschung und Gartendenkmalpflege.
Wie passen markta und die Österreichischen Bundesgärten zusammen?
Katrin Völk: Die Bundesgärten und markta passen deshalb gut zusammen, weil beide als Nahversorger für Bürger:innen agieren. Die Bundesgärten versorgen die Menschen mit Grünraum, Gärten, Naherholungsgebieten und Begegnungszonen im innerstädtischen Raum.
markta bietet ebenfalls einen Begegnungsraum, bei dem man nicht nur einkauft, sondern mehr über Lebensmittel und deren Produzent:innen erfährt. Somit hat markta auch einen Bildungsauftrag, den wir uns auch bei den Bundesgärten zur Aufgabe gemacht haben.
Wie sieht euer Bildungsauftrag im Detail aus?
Katrin Völk: Das geschieht zum einen durch unsere Ausbildung bei der HBLFA Gartenbau. Denn zu den Bundesgärten gehören die HLA für Garten- und Landschaftsgestaltung und die HLA für Gartenbau. Dort bilden wir aktuell über 180 Schüler:innen und 30 Lehrlinge aus, die aus ganz Österreich zu uns kommen. Beide Bildungseinrichtungen sind die einzigen ihrer Art. Wir wollen historisches Wissen und altes Handwerk der Öffentlichkeit zugänglich machen. Zum anderen sehen wir die historische Aufklärung über die Bundesgärten als unseren Bildungsauftrag.
Was macht die Bundesgärten historisch gesehen so besonders?
Katrin Völk: Historisch gesehen waren die Bundesgärten Habsburgische Gärten. Wir betreuen daher unzählige Denkmäler in den Gärten und alle Bundesgärten stehen selbst unter Denkmalschutz: Vom Schlosspark Schönbrunn über den Augarten, das Belvedere, die Hofburggärten in Wien sowie den Hofgarten und den Schlosspark Ambras in Innsbruck. Für uns ist also ein großer Teil unserer Arbeit der Erhalt und die Pflege dieser Anlagen, sodass sie für die Bürger:innen nutzbar sein können.
Das war allerdings nicht immer der Fall, denn viele der Gärten waren private Bereiche. Der Burggarten war bis zum Übergang der Republik kaiserlicher Privatgarten. Während Ferdinand I. den Burggarten in einen landschaftlichen Garten umgestalten ließ, wurde unter Franz Joseph I. etwa das Glashaus errichtet, in dem der “Bauernmarkt unter Palmen” stattfindet. Dort hat er Pflanzen aus Asien und anderen Regionen pflanzen lassen.
Worauf freust du dich beim "Bauernmarkt unter Palmen"?
Katrin Völk: Ich freu mich sehr, dass diese Kooperation zustande gekommen ist und dass wir mitten im Zentrum von Wien einen “Bauernmarkt unter Palmen” mit markta realisieren können. Regionale Vermarktung, Produzent:innen der Region und Produkte vor den Vorhang holen sind Themen, denen wir im Burggarten eine gute Bühne geben können. Ich freue mich sehr auf den Markt und die Begegnung vor Ort. Außerdem bietet der Bauernmarkt uns die Möglichkeit, als Bundesgärten aufzutreten und zu zeigen, was wir Tag für Tag leisten. Für uns ist dieser gemeinsame Markt ein Türöffner, um den Wissenstransfer voranzutreiben.
Wie sehr tragen die Bundesgärten zur Begegnung und Nähe bei?
Katrin Völk: Die Bundesgärten haben sehr prominente Standpunkte in der Stadt. Insgesamt umfassen die Bundesgärten fast 200 Hektar. (Zum Vergleich ein Fußballfeld ist 0,7 Hektar groß, 200 Hektar sind also fast 300 Fußballfelder). Ein beachtliches Stück grün also. Das ist im Stadtgebiet sehr wichtig, um Naherholung und Begegnung zu gewährleisten. Außerdem sind die Bundesgärten natürlich auch ein touristischer Magnet, der für die Stadt- und Regionalentwicklung eine wichtige Rolle spielt.
Ihr beschäftigt euch ja auch viel mit Saisonalität: Kannst du uns da mehr darüber erzählen?
Katrin Völk: Mit den Themen Regionalität und Saisonalität beschäftigen wir uns zum Beispiel im Rahmen von Forschungsarbeiten der Abteilung Gemüsebau der HBLFA für Gartenbau. Der Abteilungsleiter Wolfgang Palme erprobt beispielsweise alte und weniger bekannte Sorten auf Markttauglichkeit, das ist sehr spannend. Uns ist die Sortenvielfalt unglaublich wichtig, wir möchten zeigen, dass es auch regional und standortangepasste Sorten gibt, bei denen sich die verstärkte Vermarktung lohnen würde.
Wie setzt ihr euch für Artenvielfalt und Nachhaltigkeit ein?
Katrin Völk: Biodiversität und Artenvielfalt sind für uns weitere wichtige Themen, denn da braucht es gerade im städtischen Bereich unbedingt Lösungen. Wir setzen uns gegen Rasenmonokultur ein. Stattdessen lassen wir Wiesen stehen und sorgen dafür, dass sie blühen können, zum Beispiel auf dem Glorietteberg. So können wir auch beobachten, welche Sorten überhaupt von alleine wachsen und am besten angepasst sind. Alte Bäume lassen wir auch stehen, damit sie in den Wäldern der Bundesgärten von Insekten und Vögeln als Rückzugsort und Nährstoffquelle genutzt werden können.
Wir arbeiten bei den Österreichischen Bundesgärten sehr nachhaltig: unseren Blumenflor in den Beeten produzieren wir beispielsweise selbst vom Samen bis zur fertigen Pflanze. Alles, was wir nicht verwenden können, verkaufen wir regelmäßig an die Bevölkerung. Am “Bauernmarkt unter Palmen” gab es beim ersten Termin zum Beispiel Pelargonien zu kaufen. So kann sich immer wieder jeder ein Stück Bundesgärten mit nach Hause nehmen.
Welche Rolle spielen regionale Lebensmittel für dich?
Katrin Völk: Für mich spielen regionale Lebensmittel eine sehr wichtige Rolle. Ich bin froh, dass wir in Wien einen so hohen Eigenversorgungsgrad mit Gemüse haben, der sowohl im Handel als auch auf Bauernmärkten sichtbar ist. Ich selbst schaue sehr auf Regionalität und Saisonalität, weil ich es wichtig finde, mit den natürlichen Kreisläufen mitzugehen.
Vielen Dank an Katrin Völk für das spannende Interview!
Mehr Infos über Katrin Völk
Mag. rer. nat. Katrin Völk studierte Biologie und Zoologie. Seit 2020 ist die gebürtige Tirolerin Dienststellenleiterin und Direktorin der HBLFA für Gartenbau und Österreichische Bundesgärten. Gemeinsam mit markta veranstalten die Bundesgärten die sechsteilige Veranstaltungsreihe “Bauernmarkt unter Palmen” in einem der Bundesgärten, dem Burggarten in Wien.