Theresa Imre ist Gründerin und Geschäftsführerin von markta, einer Plattform für nachhaltige Lebensmittelversorgung, die regionale Produzent:innen unterstützt. Im Interview spricht sie über die Herausforderungen des Lebensmitteleinzelhandels, die Bedeutung bewusster Konsumentscheidungen und warum ein Liter Milch politischer ist, als viele denken.
Warum stehst du in der Früh auf?
Weil ich einen Beitrag leisten will, diese Welt besser zu verlassen, als ich sie vorgefunden habe. Ich will gestalten, anpacken, aufbrechen und bewegen. Das Schönste dabei ist, auf Menschen zu treffen, mit denen man gerne gemeinsame Sache macht.
Was würdest du Supermarktketten gerne ausrichten?
Dass sie mit ihren Eigenmarken ihre Marktmacht auf die Spitze treiben, während sie auf die Produzent:innen dahinter vergessen. Dass ihre Werbung im Fernsehen – mit der ganzen Land- und Bauernhofromantik – ein schlechter Scherz ist und die Realität für Konsument:innen völlig verblendet. Und dass sie mit der schreierischen Rabattpolitik endlich aufhören und Preisaktionen nicht auf dem Rücken der Produzent:innen austragen.
Wie politisch ist ein Liter Milch?
Sehr! Der Milchpreis, den die Bäuer:innen erhalten, wird im aktuellen Supermarkt-System am freien Markt festgelegt und schwankt massiv – allein im letzten Jahr zwischen 35 und 50 Cent pro Liter. Das ist übrigens noch dasselbe Niveau wie in den 90er Jahren.
Die Bäuer:innen haben trotz steigender Kosten keinerlei Einfluss und sind dem ausgeliefert. (Eine Kuh kann man nicht einfach abdrehen, wenn der Preis nicht passt.) Während in den letzten 30 Jahren drei Viertel aller österreichischen Milchbetriebe schließen mussten – 1995 gab es noch 83.793, 2023 nur mehr 22.419 – ist der Preis für Konsument:innen im Supermarkt mehr als doppelt so hoch geworden.
Was hätten wir dich noch fragen sollen?
Ob jede:r Einzelne etwas verändern kann? Klares JA! Auch wenn ich entgegen der Konzerne und Politik den Konsument:innen NICHT die alleinige Verantwortung für den Status quo in die Schuhe schiebe.
ABER – wir sind diesem System nicht machtlos ausgeliefert. Im Gegenteil: Wir haben es in der Hand und treffen jeden Tag eine Wahl. Jede einzelne Kaufentscheidung, jeder Kassenzettel macht einen Unterschied. Wenn wir den Dingen wieder ihren wahren Wert geben, verändern wir nicht nur unsere Einstellung zu Lebensmitteln, sondern bewirken auch im Großen etwas. Das ist unglaublich mächtig.
Persönliche Vorlieben
- Lieblingsspeise außer Haus: Ramen
- Lieblingsspeise selbst gekocht: Striezel – ewige Germteig-Liebe
- Lieblingsgemüse: Im Winter ein gut gebratener Lauch
- Gemüse, das sie eher meidet: Knollensellerie – aufgrund einer Allergie
- Wenn es gesund sein soll: Kurkuma und Ingwer gerieben mit Zitrone und Honig – ein abgewandeltes Oma-Hausrezept
- Wenn alles egal ist: Butterbrot
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