Soja-Produkte stehen mittlerweile nicht nur für Vegetarier:innen und Veganer:innen auf dem Speiseplan. Auch Fleischesser:innen konsumieren immer häufiger Sojaprodukte. Im Schnitt aß jede:r Österreicher:in rund 3kg Soja-Produkte im letzten Jahr. Der Soja-Anbau steht aber auch immer öfter in der Kritik.
Wir haben uns die Hintergründe genauer angesehen.
Ist Soja-Anbau schlecht für die Umwelt?
Keine Kulturpflanze hat in den letzten Jahren eine so dynamische Entwicklung angenommen wie Soja. Der Soja-Anbau hat sich seit den 90er Jahren verdoppelt und steht immer häufiger in der Kritik.
Zunächst muss aber festgehalten werden: Die Soja-Pflanze ist besser als ihr Ruf. Soja-Pflanzen;
- benötigen weniger Dünger als andere Pflanzen,
- sind ideal für die Fruchtfolge und
- reichern den Boden mit Humus an.
Durch den rasanten Anstieg von Anbauflächen und die weltweit steigende Nachfrage steht Soja-Anbau häufig in der Kritik. Diese ist auch oft berechtigt; die ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen sind gravierend. Aufgrund der hohen Nachfrage werden jedes Jahr riesige Flächen Regenwald gerodet. Auch Grasland und Savannen werden zugunsten des Soja-Anbaus zerstört. Die weltweite Fläche, auf der Soja angebaut wird, ist mehr als drei Mal so groß wie Deutschland1 .
„Wenn man Tofu isst, schadet man dem Regenwald!“ – Stimmt das wirklich?
Nein. In den letzten Jahren stieg zwar das Interesse der Konsument:innen an Soja-Produkten. Auch für Fleisch-Esser:innen sind sie zu einer spannenden Alternative im Speiseplan geworden. Dies ist aber nicht der Grund für die weltweite Steigerung der Soja-Produktion.
Die Hauptursache für die Ausweitung, und damit verbundene ökologische Auswirkungen, ist der weltweit zunehmende Fleischkonsum.
„Über 80% der weltweiten Soja-Ernte werden für die Herstellung von Tierfutter genutzt.“
Der Großteil der weltweiten Soja-Ernte landet im Tierfutter. Soja enthält wesentlich mehr Eiweis als andere Futterarten. Dies ist gerade für die Massentierhaltung wichtig. Eiweiß ermöglicht schnelleres Wachstum der Tiere. Dadurch ist Soja ergibiger als andere Futtermittel. Mittlerweile werden mehr als 80% des in die EU importierten Sojas als Futtermittel verwendet:
- 50% für die Hühnerfleischproduktion
- 24% für die Schweinefleischproduktion
- 16% für Kühe (Milchproduktion)
- 7% für Rinder (Fleischproduktion)
- 4% für Zuchtfische
Soja- vs. Fleischkonsum: was erzeugt mehr CO-2?
In Österreich werden jährlich ca. 62 kg Fleisch und 2,9 kg Soja-Produkte konsumiert. Schaut man sich den Weg von der Produktion der Lebensmittel bis in den Handel an, zeigt sich ein großer Unterschied im CO2-Ausstoß. In unserer Grafik ist ein Vergleich von konventionellen Nahrungsmitteln zu sehen.
Co2-Vergleich – Auf die Details kommt es an
Fleisch hat in Summe eine deutlich schlechtere Klimabilanz als Tofu. Dafür verantwortlich sind zum Einen die (häufig aus Soja hergestellten) Futtermittel, der Wasserverbrauch und die Transportwege.
Für 1kg Rindfleisch werden je nach Produktionsmethode ca. 15.000l Wasser benötigt. Schweinefleisch schlägt mit rund 5.000l – Hühnerfleisch mit ca. 3.000l zu Buche. Pflanzliche Lebensmittel brauchen deutlich weniger Wasser. Soja liegt mit rund 2.000l pro kg deutlich unter den Werten der anderen Lebensmittel.
Details sind bei der Betrachtung wichtig: “Regional” und “heimisch” lassen nicht immer einen endgültigen Schluss über die ökologische Qualität der landwirtschaftlichen Produktion oder den CO2-Ausstoß zu1. So ist zum bei der CO2-Berechnung von Tofu und Fleisch, die Herkunft der Soja-Bohnen wichtig.
Ein Beispiel: Bio-Fleisch aus Tschechien, das ohne Tierfutter auf Soja-Basis erzeugt wird, verursacht, selbst wenn es importiert wird, um 50 Prozent weniger CO2 als heimisches Fleisch, das konventionell und mit importiertem Soja-Futtermittel hergestellt wurde.
Wo wird Soja angebaut?
Nur 0,4% der weltweiten Soja-Anbauflächen befinden sich innerhalb der EU. Um die steigende Nachfrage für die Fleischproduktion zu befriedigen, werden jährlich mehr als 30 Millionen Tonnen in die EU importiert. Somit ist die EU der zweitgrößter Soja-Importeur weltweit2.
80% der weltweit produzierten Sojabohnen stammen aus drei Hauptanbauländern:
- USA
- Brasilien
- Argentinien
Für die ständige Ausweitung der Anbauflächen wurden alleine zwischen 2000 bis 2010 24 Millionen Hektar Wald- und Savannenflächen in Ackerflächen umgewandelt.
Die Folgen: Lebensräume für PfIanzen und Tiere gehen verloren, fruchtbarer Boden wird zerstört und Wasser verunreinigt. In den Anbauregionen wird das benötigte Soja überwiegend in großen Monokulturen und meist gentechnisch verändert angebaut. 80% des für die konventionelle Tierhaltung in Österreich importierten Sojaschrots stammt von gentechnisch veränderten Sojabohnen aus dem Ausland2.
Sojaanbau in Österreich
Immer mehr Produzent:innen bauen in Österreich Soja an. Mit mehr als 75.000 Hektar befindet sich Soja mittlerweile nach Mais, Weizen und Gerste auf dem vierten Platz der heimischen Anbauflächenstatistik. Burgenland, Niederösterreich und Oberösterreich sind die Spitzenreiter im Soja-Anbau. Mit über 230.000 Tonnen ist Österreich der viertgrößte Soja-Produzent Europas.
“In Österreich wird Soja ausschließlich gentechnikfrei angebaut. Fast 40% aller österreichischer Soja-Flächen werden in Bio-Qualität angebaut.“
Ulla Wittmann, MANUFABA – Seewinkler Bio-Tofu
Immer mehr Soja-Landwirt:innen setzen auf Bioqualität. Im Burgenland und Niederösterreich macht die Bio-Sojaanbaufläche sogar mehr als die Hälfte aus.
Der Soja-Anbau erfolgt hierzulande ausschließlich gentechnikfrei. Österreichisches Soja wurde schon immer ohne den Einsatz von Gentechnik produziert. Dadurch wurde das heimische Soja schon früh verstärkt im Lebensmittelbereich verwendet.
Im Vergleich zu importiertem Soja geht die Hälfte der österreichischen Soja-Ernte direkt in die Lebensmittelproduktion.
Damit ist Österreich europäischer Spitzenreiter bei der Produktion und Verarbeitung von gentechnikfreiem Lebensmittelsoja1.
Was kannst du als Verbraucher:in tun?
- Bewusster Fleischkonsum.
Wenn du Fleisch isst, achte auf die Details. Wichtig sind hier vor allem biologische Produktion, die verwendeten Futtermittel und die artgerechte Haltung der Tiere. - Soja-Produkte aus Österreich.
Diese werden zum Großteil biologisch und ausschließlich Gentechnikfrei angebaut. - Regionaler Konsum.
Egal ob Fleisch oder Soja: Produkte aus Österreich haben keine langen Transportwege hinter sich, weißen hohe Qualitätsstandards auf und zudem werden regionale Betriebe unterstützt.
Quellen:
2Global 2000: https://www.global2000.at/fleisch-mythen (06.05.2021)
1Global2000 | Soja aus Österreich, 2018: https://soja-aus-oesterreich.at
Umweltberatung.at: https://www.umweltberatung.at/tofu-ein-klimatisches-leichtgewicht
Umweltbundesamt, 2020: https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/fleischersatz-auf-pflanzenbasis-bester-umweltbilanz
Verein für unabhängige Gesundheitsberatung: https://www.ugb.de/phytooestrogene/phytooestrogene-in-lebensmittel/
Zentrum der Gesundheit: https://www.zentrum-der-gesundheit.de/ernaehrung/lebensmittel/fleischersatz-uebersicht/tofu