Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln steigt seit Jahren kontinuierlich an. Doch was ist Bio eigentlich? Und wie sieht die Bio-Herstellung wirklich aus? Was unterscheidet Bio-Lebensmittel von anderen Lebensmitteln? Wir gehen der Sache nach und zeigen dir kurz und knackig, was nun Bio wirklich zu bedeuten hat.
Was bedeutet Bio wirklich?
Grundsätzlich bedeutet Bio oder biologische Herstellung, dass keine künstlichen Elemente in die Wertschöpfungskette einfließen. Es wird also auf chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel verzichtet, um die Böden, das Grundwasser und die Artenvielfalt zu schützen. Die Rohstoffe und die daraus hergestellten Produkte sollen möglichst naturbelassen bleiben.
Woran erkennt man Bio-Lebensmittel beim Einkaufen?
Die Herstellung und Verarbeitung von Bio-Lebensmitteln ist streng geregelt und so ist auch die Kennzeichnung der biologisch hergestellten Lebensmittel streng vorgegeben. Deshalb erkennt man Bio-Lebensmittel bereits an der Verpackung, denn diese enthält eines der bekannten Bio-Siegel. Allerdings gibt es mittlerweile zahlreiche Bio-Siegel. Laut dem österreichischen Lebensministerium existieren allein im Bio-Bereich über 90 verschiedene. Und leider ist Bio-Siegel nicht gleich Bio-Siegel, denn nicht alle halten, was sie versprechen. Wir gehen den Bio-Siegeln auf den Grund!
Das EU-Bio-Siegel
Österreich ist seit 1995 Mitglied der Europäischen Union und muss sich bei Produktion, Verarbeitung, Kontrolle und Import von Bio-Produkten an die EU-Bio-Verordnung halten. Auf allen verpackten Bio-Lebensmitteln muss deshalb das EU-Bio-Logo sichtbar sein, sowie die Kontrollnummer (zum Beispiel: AT-BIO-301) und die Herkunftsbezeichnung (zum Beispiel: Österreichische Landwirtschaft), an der man erkennen kann woher das Produkt kommt und wer kontrolliert hat.
Kurzgefasst beinhaltet die Verordnung des EU-Bio-Siegels folgende Vorgaben:
- Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel
- einzuhaltende Mindestgrößen bei Ställen und Freiflächen
- ausschließliche Fütterung mit biologischen Futtermitteln ohne Zusatz von Antibiotika und leistungssteigernden Mitteln
- Verbot von Gentechnik
- eingeschränkte Anzahl zugelassener Zusatzstoffe (keine Süßstoffe, Stabilisatoren, synthetischen Farbstoffe, Konservierungsmittel und Geschmacksverstärker; bei Emulgatoren sowie pflanzlichen Backtriebs- und Verdickungsmitteln sind nur die auf einer Positivliste genannten erlaubt)
- keine ionisierende Strahlung zur Konservierung
- abwechslungsreiche Gestaltung der Fruchtfolgen (Zwei-, Drei- und Vierfelderwirtschaft)
Ein verarbeitetes Lebensmittel darf nur dann “öko” oder “bio” genannt werden, wenn die Zutaten die Anforderungen zu mindestens 95 % erfüllen. Erklärtes Ziel des EU-Bio-Siegels ist es, die biologische Landwirtschaft über die klar definierten Regeln weiter zu fördern.
Um Produkte mit dem grünen EU-Bio-Siegel auszeichnen zu dürfen, müssen sich Hersteller:innen bei einer zugelassenen Öko-Kontrollstelle anmelden. Sowohl Erzeuger:innen, wie auch Händler:innen müssen nachweisen, dass sie biologisch wirtschaften und in der Lage sind, Vermischungen von Bio-Ware mit konventionellen Rohstoffen zu vermeiden. Auch die Rückverfolgbarkeit muss gewährleistet sein. Jährliche Kontrollen, teils unangemeldet, sollen die Einhaltung der Regelungen sicherstellen.
Kritik am EU-Bio-Siegel
Da bei der Erstellung der EU-Bio-Verordnung auch europaweite Anbauinteressen berücksichtigt wurden, kritisieren mehrere Seiten die aktuellen EU-Richtlinien als nicht streng genug.
Einer der wichtigsten Kritikpunkte betrifft das Tierwohl:
Denn die EU-Bio-Richtlinien enthalten keine Regelungen dazu, wie weit die Schlachthöfe von den Betrieben entfernt sein dürfen. So kann ein Tier, dessen Fleisch später das EU-Bio-Siegel trägt, einen Transport durch halb Europa hinter sich haben.
Bio heißt eben nicht automatisch auch regional.
Einem Vergleich mit den drei größten deutschen Bio-Verbänden (Bioland, Demeter und Naturland) kann das EU-Bio-Siegel ebenfalls nicht standhalten: In der Europäischen Union sind pro Hektar beinahe doppelt so viele Legehennen und Masthühner erlaubt.
Dennoch gewährleistet das europäische Kennzeichen für biologisch hergestellte Produkte deutlich bessere Standards als die konventionelle Landwirtschaft. Es soll Umwelt, Mensch und Tier einen Mehrwert bieten.
Österreichische Bio Vorschriften sind oft strenger
Die biologische Landwirtschaft hat in Österreich eine lange Tradition. Nicht nur wurden die ersten Bio-Betriebe bereits 1927 in Kärnten gegründet. Österreich war auch das erste Land weltweit, das strenge Richtlinien für die biologische Landwirtschaft festlegte.
Dass Österreich seine Spitzenposition als führende Bio-Nation halten konnte, ist der Verdienst engagierter Bio-LandwirtInnen, kritischer KonsumentInnen und einer ökologisch orientierten Agrarpolitik. So ist die Alpenrepublik auch im Vergleich mit den anderen 27 EU-Staaten absoluter Spitzenreiter. Bereits 2017 wurden 23,4 % der insgesamt in Österreichs genutzten Fläche biologisch bewirtschaftet, während der EU-Durchschnitt bei nur 7,0 % lag. Mittlerweile ist der Anteil der Bio-Fläche in Österreich auf 26,4% angestiegen.
Das Bio-Austria-Siegel
Bio Austria ist ein Zusammenschluss von österreichischen Bio-BäuerInnen. Auch das Bio-Austria-Siegel baut auf dem EU-Bio-Siegel auf, geht aber deutlich über die Mindestanforderungen hinaus. Beim Tierschutz muss beim Bio-Austria-Siegel auf Hochleistungskühe verzichtet werden und es gibt eine Obergrenze von 3.000 Legehennen pro Stall. Der gesamte Betrieb muss bei Bio Austria biologisch bewirtschaftet werden und es gelten strenge Auflagen für Futtermittelimporte.
Das AMA-Bio-Siegel
Das AMA-Bio-Siegel garantiert ebenfalls Bio-Qualität und geht in einigen Punkten über die Mindestanforderung des EU-Bio-Siegels hinaus. So sichert das AMA-Bio-Siegel die Herkunft der Lebensmittel durch einen dreistufigen Kontrollprozess. Alle landwirtschaftlichen Rohstoffe müssen aus Österreich stammen, insofern es sie in Österreich gibt. Maximal ein Drittel des Produktes darf aus anderen Ländern stammen.
Bio-Kennzeichnung bislang noch Kostenfrage
Während viele selbst gestaltete Siegel im Handel die Bio-Qualität nur suggerieren, gibt es auch den umgekehrten Fall. Nämlich biologische Landwirtschaft, die nicht als solche ausgewiesen wird. Die Gründe dafür sind der hohe bürokratische Aufwand, sowie die Kosten für die Zertifizierung, die vor allem Kleinproduzent:innen in vielen Fällen nicht stemmen können.
markta hat erkannt, dass der Besitz eines Gütesiegels nicht alleiniges Unterscheidungsmerkmal sein kann. Bei markta werden die Produzent:innen und ihre Produktionsbedingungen eigenhändig überprüft. Erst dann entscheidet sich, welche Produkte in das markta-Sortiment aufgenommen werden. So befinden sich in markta’s Produktionsnetzwerk auch einige Produzent:innen, die zwar nach strengen BIO-Richtlinien arbeiten, sich aber eine entsprechende Zertifizierung aktuell nicht leisten können.
Wenn du noch mehr über Bio-Produktion im Lebensmittelbereich wissen möchtest, empfehlen wir dir auch unseren Artikel über die Qualität regionaler Lebensmittel!